Die Sägerin vom Hexenberg
Von Wood-Mizer, Deutschland
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Bad Berka ist ein kleiner Kurort etwa 12 km südlich von Weimar. Hierhin hat es uns heute verschlagen um Sandra Eule zu besuchen, der einzigen Wood-Mizer-Lohnsägerin die wir in Deutschland haben. Wir treffen eine hübsche, taffe Blondine mit Herz und Schnauze.
2004 machte sich ihr Vater mit einer mobilen LT40 als Lohnsäger selbstständig. Als er krank wurde, stand zur Debatte die Säge wieder zu verkaufen. Sandra hatte bis dahin in der Lebensmittelbranche im Schichtdienst gearbeitet. Sie musste nicht lange nachdenken und stieg kurzer Hand in den väterlichen Betrieb ein, um ihn fortzuführen. „Er hat mir alles beigebracht“ erinnert sich Sandra, „das Sägen, das Warten der Maschine und den Umgang mit den Kunden. Wir waren immer ein gutes Team.“ Bis zu seinem Tod besuchte der Vater sie täglich bei ihren Aufträgen, schaute dass alles gut lief und gab ihr Tipps.
Um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen, zog sie mit ihren Kindern Anna-Lena und Phillip in das Nachbarhaus Ihrer Eltern auf dem Hexenberg, mit einem herrlichen Blick über die Stadt. Die Kinder können so nach der Schule von Sandras Mutter betreut werden, denn wenn man selbstständig ist, sind lange Arbeitstage und Kinder immer schwer vereinbar. Hilft die Familie mit, wird das alles einfacher.
„Natürlich werde ich immer wieder gefragt warum ich mir so einen schweren Job ausgesucht habe, aber das Sägen ist ja eigentlich keine körperlich schwere Arbeit, schließlich gehe ich den ganzen Tag mit dem Sägekopf hin und her“, sagt Sandra lächelnd. „Die wirklich schwere Arbeit machen die, die das Holz abnehmen und wegstapeln müssen“.
„Die Technik ist nicht so ganz meine Stärke, aber wenn es kniffelig wird, habe ich einen Mechaniker an der Hand. Er ist ein guter Freund meines Vaters – noch so einer von der alten Schule – der immer zur Stelle ist, wenn ich Hilfe brauche.“ Ihr Sägeplatz, den Hexenberg hinunter, etwa 2km Luftlinie von ihrem Haus entfernt, ist auf einem alten LPG Gelände. Den Platz mit dem ausgedienten, großen Schafstall teilt sie sich mit zwei weiteren Pächtern. Hier hat Sie ihre Maschinen stehen, ein kleines Schnittholzlager und eben auch Brennholz - was sich aus der Arbeit mit Holz irgendwie von allein ergibt. „Das Hantieren mit dem Brennholz ist weit anstrengender als die Sägerei, trotz Spalter und Trecker,“ erzählt Sandra.
Sandra ist eine echte Power-Frau. Etwa 60%, und damit den Hauptteil Ihrer Arbeitszeit, schneidet sie im Lohn für Kunden zu denen der Staatsforst und Privatleute gehören. Für ein Sägewerk, für das sie ausschließlich Eichen vorblockt, schneidet sie auch. Auch dass sie als Wanderwegwartin ehrenamtlich tätig ist, passt in den Kreislauf und festigt ihren Kontakte zum Forst und zu den Waldbesitzern. Im Winter schließt Sandra für einen Monat und verkauft in der Stadt Weihnachtsbäume für einen Holzmarkt aus dem Ort, das hat schon Tradition.
Als wir Sie auf ihrem Sägeplatz besuchen, schneidet sie gerade Kiefernstämme für ihr Holzlager. Heute hat sie 4 Helfer dabei und die Truppe sieht unglaublich eingespielt aus. Zwei Männer entrinden Schwarten, die für ein Bauvorhaben gebraucht werden, zwei arbeiten an der Säge mit. Jeder Handgriff sitzt und man sieht, dass es trotz der flirrenden Hitze Spaß macht. Zur Pausenzeit kommt Sandras Mutter und bringt Frühstück. Sie hat die Kinder und den Hund dabei, der Enkel eines Helfers kommt mit dem Fahrrad dazu, alle sind gut gelaunt und reden durcheinander - die Arbeit mit echtem Leben verknüpft – so wie es sein sollte.