Wie sägt man spannungsreiches Holz?
Von Wood-Mizer, Deutschland
Probleme mit Spannung im Rundholz? Maßgenauigkeit leidet bei Innenspannung im Rundholz?
Innenspannung im Rundholz kann man in der Regel nicht von außen sehen. Oft betrifft es zwar Randbäume oder durch Wind gebogene Bäume, es kann sie aber auch bei schönen, gerade gewachsenen Stämmen geben. Bei manchen Laubhölzern kommt die innere Holzspannung öfter vor (Esche oder Pappel), kann aber auch bei gerade gewachsener Eiche oder Douglasie auftreten. Sobald man einen Stamm auf der Säge hat und den ersten Schnitt gemacht hat, sieht man sofort ob das Holz spannungsreich ist oder nicht.
Bei Holz ohne Spannung liegt die Schwarte millimetergenau auf dem Stamm, bei spannungsreichem Holz bewegt sie sich nach rechts/links oder oben/unten. In der Regel immer nur in eine Richtung. Die Spannung kennt man auch als Mohrrüben-Effekt. Wenn man eine Mohrrübe in der Mitte teilt, geht eine Hälfte in die eine und die andere Seite in die andere Richtung.
Das Hauptproblem bei dem spannungsreichen Holz ist die Maßgenauigkeit. Wenn die erste Bohle sich stark nach oben krümmt, kann man sicher sein, dass der restliche Block sich auch um einige Millimeter bewegt hat. Das heißt, wenn man das nächste Brett genau 25mm tiefer schneidet, kann man sicher sein, dass es eine Maßdifferenz vorne und in der Mitte gibt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten solch spannungsreiches Holz trotzdem maßgenau zu schneiden:
Nur dünne Schwarten und dünne Seitenbretter schneiden und den Stamm möglichst oft drehen, damit die Spannung langsam und gleichmäßig rausgenommen wird.
Am besten ist es sowieso aus spannungsreichem Holz nur ein starkes Kantholz zu sägen.
Bei wertvollem Holz oder in Situationen wo es sehr genau sein muss (Eichenkantholz oder Verkaufsware) empfiehlt es sich das Kantholz 1-2 cm stärker zu schneiden und dann zum Schluss von jeder Seite 5-10 mm abzuschneiden. Diese dünnen Schnitte (Korrekturschnitte) geben keine nennenswerte Spannung. Es geht dabei zwar ein dünnes Brett verloren, aber das Maß stimmt am Ende.
Müssen Bretter aus spannungsreichem Holz geschnitten werden, sollten sie unbedingt in Richtung der Spannung geschnitten werden. Das Brett wird dann zwar etwas bananenförmig aber weitgehend maßhaltig. Würde man es gegen die Spannung schneiden, sieht das Brett vielleicht sehr gerade aus, aber durch die Spannung werden die Bretter unterschiedlich stark.
Ist ein Brett schief oder krumm, weiß jeder dass es am Holz liegt, stimmt das Maß nicht schimpft jeder auf den Sägewerker.
Eine andere Möglichkeit ist, beim Aufbrettern die bereits gesägte Ware liegen zu lassen – das Gewicht hilft etwas – außerdem auf genügend gute Auflagen achten, so dass Ende und Anfang vom Stamm nicht überhängen. Auch Runterziehklemmen helfen das Holz auf dem Sägebett zu halten. Sie sind kein Allheilmittel, aber machen in vielen Situation eben doch den Unterschied aus – speziell bei einstieligem Kantholz aus dünnerem Rundholz.
Insgesamt gilt immer noch die alte Sägewerker Weisheit – nur aus gutem Holz, kann gutes Holz werden.